Tag der offenen Wehrkirche Kleinzwettl, Sonntag 16. März 2025, 14 bis 18 Uhr
Das Buch ist im Anschluss nach der Präsentation um € 15,- käuflich zu erwerben.
Ab dem 17. März 2025 ist das Buch nur im Bürgerservice der Marktgemeinde Gastern erhältlich.


Am Sonntag, den 16. März 2025 findet ab 14 Uhr die offizielle Präsentation des Buches in der Wehrkirche von Kleinzwettl statt. Die Gemeinde Gastern und das Autorenteam laden an diesem Nachmittag alle Interessierten zum „Tag der offenen Wehrkirche“. Mit Vorträgen und Führungen der Autorinnen und Autoren – etwa zu Baugeschichte, Dachstuhl, Kirchenausstattung etc. – wird das mittelalterliche Gotteshaus für alle Besucherinnen und Besucher lebendig erlebbar.
Ein Kleinod mittelalterlicher Sakralarchitektur findet sich rund 6,5 km nordwestlich des Marktes Thaya bzw. 9 km von der Bezirkshauptstadt Waidhofen an der Thaya entfernt, in Kleinzwettl. Die dem hl. Jakob dem Älteren geweihte Wehrkirche, die außerhalb des Dorfes auf einer Anhöhe liegt, wurde in der Zeit um 1200 errichtet und im Laufe des 14. Jahrhunderts durch einen Rechteckchor erweitert. Wohl im Zuge einer Wiederherstellung nach den Hussitenstürmen im 15. Jahrhundert baute man die Kirche zu einer zweischiffigen spätgotischen Hallenkirche um. Das kegelstumpfförmige Plateau, auf dem sich das Kirchlein befindet, und der aus dem Gelände heraus geformte Graben mit umlaufendem Wall lassen an eine frühe Burganlage als Vorgänger denken, wozu es aber weder historische noch archäologische Hinweise gibt.
In der Zeit vor 1171 vermachte Graf Konrad (II.) von Raabs den Mönchen von Zwettl in derselben Gegend einen Besitz, wo bereits sein Vater Konrad (I.) um 1138/50 den Benediktinern von Garsten ein ungerodetes und unerschlossenes Waldgebiet zur Verfügung gestellt hatte. Hier entstanden in der Folge die beiden Orte Gastern und Kleinzwettl. Kleinzwettl erscheint in den frühesten Schriftquellen jedoch unter dem Namen Münichreith. Die erste gesicherte Nennung Kleinzwettls als Zwetlarn erfolgte um 1202/07. Erst Ende des 18. Jahrhunderts setzte sich die Bezeichnung Kleinzwettl durch.
Das von einfachen Kreuzrippengewölben überspannte Innere vermittelt trotz der figural verzierten Schlusssteine im Langhaus einen urtümlichen und kargen Eindruck, der durch die schlichte Steinkanzel, das archaische Kirchengestühl aus Holz, das granitene Taufbecken sowie das aus demselben Material bestehende Sakramentshäuschen verstärkt wird. Eine Granitplatte im Boden des Chors markiert den Eingang in einen rund 60 Meter langen sogenannten Erdstall, einem jener mittelalterlichen Schlupfstollen, über deren Funktion Experten bis heute rätseln.
Eine Besonderheit stellt die hochwertige spätgotische bis frühbarocke Innenausstattung im Kircheninneren dar. Die Seitenaltäre aus dem 17. Jahrhundert integrieren mehrere spätgotische Holzskulpturen (Maria mit Kind, hl. Stephanus, hl. Paulus und Gnadenstuhl). Bemerkenswert sind die beiden Bretterfiguren (Maria und der Apostel Johannes) im Chor, die von einem Triumphkreuz des 15. Jahrhunderts stammen dürften. Der manieristische bzw. frühbarocke Hauptaltar aus der Zeit um 1616 gelangte erst um 1730 von Stift Zwettl hierher und ist – soweit bekannt – als einziger der frühbarocken Seitenaltäre der Stiftskirche Zwettl noch erhalten.
Trotz mehrfach überlieferter Brand- und Kriegsereignisse hat sich über dem Langhaus der spätgotische Dachstuhl, dessen Fichten- und Tannenhölzer 1468 gefällt wurden, bewahren können. Neben der 1842 vom St. Pöltner Orgelbaumeister Josef Gatto d. J. geschaffenen Orgel hat in Kleinzwettl ein weiteres Klangdenkmal die Wirren der Zeit überdauert. Hierbei handelt es sich um eine aus dem 15. Jahrhundert stammende Glocke, die 1942 bereits zum Einschmelzen abgeliefert worden war und schließlich 1947 wieder den Weg zurück ins Waldviertel gefunden hat.
Nicht verwunderlich, dass ein solch bemerkenswertes und vielschichtiges Baudenkmal schon des öfteren im Fokus wissenschaftlicher Einzelbetrachtungen stand. Die letzte umfassende Auseinandersetzung mit der Wehrkirche von Kleinzwettl ist aber bereits 43 Jahre her, und so bot sich im Rahmen der Vorarbeiten zum Erdstallzentrum in Thaya (2023) die Möglichkeit zu einer erneuten bauhistorischen Bearbeitung des Kirchenbaus samt Erdstall sowie das Zusammenführen aller bisherigen Erkenntnisse aus den wissenschaftlichen Untersuchungen der letzten Jahrzehnte. Als Glücksfall erwies sich, dass Orgelbauforscher Reinhard Böllmann im Zuge der Restaurierung der Orgel (2023) diese einer wissenschaftlichen Untersuchung unterzog und seine Erkenntnisse ebenfalls Eingang in das vorliegende Werk fanden.
Die im Jänner 2025 erscheinende Publikation stellt eine Zusammenfassung der aktuellen Forschungsergebnisse aus historischer Bauforschung, Kunstgeschichte, (Bau-)Archäologie und Orgelforschung sowie Dendrochronologie zur Filialkirche Kleinzwettl dar und soll der interessierten Öffentlichkeit sowie dem geneigten Fachpublikum dieses facettenreiche Kultur- und Baudenkmal des nördlichen Waldviertels näherbringen.